Tag 56: Dienstag 17.07.07, Laahtasen - Varkaus 645km

 

   
 
   
  Tagesbericht:
   
 

Das heutige Tagesziel war eigentlich klar und hiess nur „Russische Grenze“ und „Erzzug neben Russenloks“. Ob sich dies alles machen lässt war nicht klar.. denn von der Russischen Grenze hatten wir doch ziemlich Respekt. Ob und wie man Fotografieren kann, davon hatten wir bis jetzt nicht viel gehört. Mal sehen, wie heisst es doch so schön.. „Wer nicht wagt der nicht gewinnt“. Der Tag fing damit an, dass wir wieder einmal nicht zur am Abend vereinbarten Zeit aus dem Zelt krochen sondern rund 30min später. Als erstes hörten wir einen Zug durchfahren auf der nahe gelegenen Bahnstrecke.. schien eher kürzer zu sein, also kein Erzzug. Voller Motivation fuhren wir ab und nach wenigen Kilometer auf der Hauptstrasse bogen wir rechts in den Wald hinein. In der Hoffnung auf freie Stellen ging's rund 10km auf ziemlich schlechter Schotterpiste in den ewigen Hänsel und Gretelwald hinein, leider ohne Knusperhäuschen am Ziel sondern nur ein Bahnübergang im tiefen Wald. Schnell kehrten wir wieder um und fuhren zurück auf die Strasse. Das Szenario wiederholte sich noch einige male, ehe wir etwas einigermassen schlaues gefunden hatten. Ein grosser Kreis auf der Landkarte an der gefunden Stelle soll uns auf dem Rückweg mit dem Erzer im Nacken wieder hier hinführen, doch zuerst noch weitere Stelle checken. Auf diversen Schotterpisten und über etliche Brücken quälten wir unsere Karrr, welche wie gestern festgestellt wirklich bei jeder Radumdrehung komisch quietschte. Ojeoje.., wenn das nur noch 1500km bis zum Service hinhält. In der Hoffnung das Quietschen loszuwerden ging's um so schneller durch die Schlaglöcher hindurch.. doch es quietschte immer mehr. Nein, Quatsch, wir fuhren schön sanft um die Löcher herum.. wenigstens um die, die wir früh genug sehen ;-). Kurz vor der Grenze konnten wir noch eine Brücken ausmachen, die auch noch nett währe, da wollten wir uns hinstellen für das erste Foto.

Gespannt auf den Grenzbahnhof fuhren wir zurück auf die Hauptstrasse und folgten dem Strassenschild „Vartius“. Beim Ortseingang wurde bereits auf die Russische Grenze hingewiesen und wie angekündigt „Technical Controll“ hingen auch Kameras an einem Masten. Wie in Filmen stand inmitten des Dorfes (welches eigentlich nur aus dem Ortsschild bestand) ein rund 30m hoher Wachturm, auf welchem ebenfalls Kameras, Scheinwerfer sowie ein Wärterhäuschen positioniert waren. Wohl damit keiner in einem LKW oder in einem Eisenbahnwagon die Grenze schwarz überfahren kann (durch den Wald?? ;-). Genau.. die Bahn war nämlich gleich nebenan. Kurz vor der Grenze begann linkerhand ein kleiner Güterbahnhof, welcher unter einer Brücke durchquert werden konnte. Dies taten wir auch und verirrten uns irgendwie auf eine Schotterpiste, welche auf einen Verladeplatz führte. Im Bahnhof drin war lediglich ein Holzzug bespannt mit einer Dm12 sowie einigen Erzwagons, welche mitten drin standen. Von Loks und Erzzug keine Spur, auch schienen uns die 5 Gleise ein wenig dürftig.. ebenso fehlte uns ein Lokschuppen oder dergleichen.

Naja, mal weiterschauen, da MUSS doch noch mehr kommen. Wieder zurück auf der Hauptstrasse fuhren wir noch weiter in Richtung Grenze.. doch als die Schalgbäume und die Zollhäuschen bereits in Greifbarer Nähe waren und immer noch kein grösserer RBF sichtbar war, kehrten wir schleunigst um. Schade.. wohl keine Russischen Loks neben der Sr2 =(. Als wir wieder zurückfuhren , tauchte plötzlich auf Höhe des kleinen Bahnhofes die Front einer Sr2 auf, welche gerade eingefahren war. Im Schlepp hingen noch 2 Schwesterloks sowie ein ellenlanger Erzzug. Hmm.. Wieder drehten wir um und fuhren nochmals in Richtung Zoll. Beim Parkplatz gleich unter dem Vorposten, wo wir vorhin wendeten, warteten wir und siehe da.. die 3 Sr2 hielten an und lösten sich von den Wagons. Doch Umspannbahnhof hier!. Schnell geknipst fuhren wir nun zum Betriebsgebäude zurück und packten unsere Fotosachen aus. Da wir dann doch am Russischen Grenzbahnhof waren, zogen wir es vor kurz anzuklopfen und anständig nachzufragen. Als der Bahnhofsbeamte auf die Frage „Do you speak English“ mit „Yes, I do“ antwortete war ich ein wenig erstaunt, ist dass ja bei der älteren Bevölkerung in Finnland nicht selbstverständlich. Anscheinend war es nicht selten, dass Fotografen hier auftauchten. Ziemlich routiniert und überhaupt nicht erstaunt über unsere Frage erklärte er, dass wir in diesem Teil des Bahnhofes fotografieren können. Wir sollen jedoch vermeiden auf die andere Seite zu gehen, denn da seien die Russen. Dies mochten anscheinend keine Fotografen und er möge denen nicht erklären, was wir hier genau taten. Natürlich wollten wir gar nicht in den hinteren Teil, denn die Sr2 standen ja genau vor unseren Nasen. Die Russenloks sollten anscheinend auf Gleis 2 einfahren.. Ideal, dachten wir.

 

Sr2 beim Umsetzen nach einem Rangiermanöver im Bahnhof von Vartius

 

Die Russische Lok 2T310M 2917 bringt den Gegenzug für die Sr2 ...

Wir gingen ein wenig vor, um eine bessere Sicht auf die Sr2 zu bekommen, als diese sich plötzlich in Bewegung setzten und an uns vorbeizogen. Häää?. Wie sonst sehr unüblich in Finnland, stand in der Bahnhofsausfahrt ein Weichenwärter, welcher die Handweichen bediente. Sehr Fortschrittlich ;-). Die 3 Loks setzten zurück und stellten sich vor die bereits dastehenden Erzwagen. Kurz  automatisch angekuppelt zogen die Loks wieder vor und rangierten den kleinen Zug hinter den in Gleis 1 stehenden Erzzug. Grmbl.. jetzt war unsere schöne Sicht auf Gleis 2 dahin, denn die Wagen reichten ziemlich ans Ende von Gleis 1. Die 3 Sr2 zogen wieder ab und stellten sich überhaupt nicht fotogen auf Gleis 5 ab. Nun war's „perfekt“. Die russischen Loks fuhren auf Gleis 2, verdeckt durch die Schatten der dazu gestellten Erzwagen ein, während sich die 3 Sr2 schön unfotogen weit hinten auf Gleis 5 versteckten. Fehlen nur noch einigen Wagen auf Gleis 3 die im Weg stehen ;-). Glücklicherweise war dies nicht der Fall. Inzwischen kam noch weiterer Besuch auf das Gelände. Irgend ein Opa samt Enkel und Oma wollten wohl auch noch Russenloks gucken, welche in Kürze von uns uns allen anderen erwartet wurden. Bald erschienen an der Osteinfahrt 3 starke Lichter und eine grüne Front.. die Russenloks. Ein Blick durchs Tele dämpfte die Freude ein wenig.. Dieselloks „bäää“. Hofften wir doch auf eine E-Lok. Naja, halb so schlimm. Unter lautem Getöse und gediesle kamen das Ungetüm immer näher.. im Schlepp den Erzzug. Bei den Loks handelte es sich um eine einzige, 12-Achsige Doppellok. Hässlich das Ding mit der bulligen Front, irgendwie aber auch schön, Russisch halt ;). Genau vor unseren Kameras kam der Zug zu stehen und ein Foto mit den Sr2 war gar nicht mal so schlimm. Hätte zwar besser kommen können, doch wenigstens schaute die Sonne kurz noch raus. Diese war nämlich in der Zwischenzeit immer wieder von Wolken verdeckt worden. Die Lokführer der Russenlok hatten offensichtlich freude an uns Fotografen, pfiffen und winkten sie uns doch mehrmals zu. Der Zug wurde abgehängt und die Loks in Richtung Finnland aus Gleis 2 gebracht. Über Gleis 3 ging es dann zurück an den leeren Erzzug auf Gleis 1, während die 3 Sr2 vor den vollen ansetzten.

 

 

Die Russische Lok 2T310M 2917 bringt den Gegenzug für die Sr2 ...

  ... und fährt dann nach dem Umsetzen zurück gen Russland.

Nur war es Zeit für uns um zu verschwinden. Beim Stationsbeamten hiess es auf Nachfrage, dass der Zug in 25 Minuten abfährt. So fuhren wir hurtig auf die Brücke, welche geschätzte 20 Minuten vom Bahnhof weg war. Da begann das Warten. Zur geplanten Zeit rauschte es im Wald.. doch nicht von vorne sondern von hinten. Hä? Das rauschen wurde stetiger und lauter.. es konnte nur ein Zug sein. Wir warteten gespannt ab was da kommen würde.. und siehe da.. 3x Sr2 mit leerem Erzzug. Hääää?? Verwirrung!!!. Laut Stellwerkbeamter sollte in der Nacht noch ein voller Erzzug nach Finnland kommen.. doch dieser war irgendwie ein bisschen früher dran. Das 2 Züge fuhren wussten wir nicht, da dieser wohl ziemlich früh am morgen durch Oulu hindurch gefahren sein musste und wir nie an einer Stelle standen. Mehr schlecht als recht knipsten wir den Zug und warteten auf den richtigen, vollen Erzzug. Eigentlich waren wir um jede Minute froh die der Zug nicht kam, den das Licht stand noch nicht wirklich Ideal.

Etwa rund eine Stunde später, das Licht war inzwischen  passend, rauschte es von der richtigen Seite her. Weit im Voraus war der Zug auszumachen und ideales Wetter liess die Sonne, ohne Gefahr auf Fotowolke, auf die Gleise scheinen. Nett!

 

 

Unerwartet kam ein zweiter Erzzug gen Grenze, hier bei Salmijärvi

  Dann \"unser\" Erzzug, ebenfalls bei Sarmijärvi auf dem Weg nach Oulu.

Mit 120 Sachen ging es die Schotterpiste zurück zur Hauptstrasse und weiter in Richtung Kajaani. Da der Zug nicht mehr als 60km/h fuhr, war einigen weiteren Fotos nichts mehr im Wege. Doch wo? Wir hatten noch 2 hübsche Stellen am Ende der Strecke nahe Laahtasen, doch dazwischen eigentlich nur noch die Bahnübergangsstelle ca. 9km auf der Schotterpiste im Wald. Das reicht nicht, um den Zug in der Mitte nochmals zu erwischen. So fuhren wir kurzerhand ein einen Ausweich- und Holzverladebahnhof ca. 30km vor Laahtasen. Hier konnten wir den Zug bei der Durchfahrt zusammen mit Bergen von Holz und recht speziellen Masten belichten. Auch nett hier. Im Bahnhofsgebäude, welches anscheinend nur an gewissen Tagen besetzt ist, fand ich noch einen grafischen Fahrplan der Strecke. Der Bär ist ja hier nicht los ;-). Wieder an der Stelle stehend, vergingen rund 20 Minuten bis zur Zugsdurchfahrt. Im Schneckentempo kroch er durch das Bahnhofsgelände, beschleunigte jedoch am Schluss wieder. Hmm.. wohl irgendwo ein Sensor oder so der langsam befahren werden musste. Wir rannten wieder zum Auto und fuhren nach Laahtasen an die am Vortag erkundeten Stellen auf dem Hügel und an der Bahn. Bald schon knirschten auch hier die Gleise und das Dreierpack Sr2 rauchte unter lauter Geräuschkulisse der Erzwagen an uns vorbei. Alles im vollen Sonnenschein inmitten des wolkenverhangenem Himmels. Glück!!

 

 

Härmänkylä heisst der einzige Bahnhof auf der Strecke bis Kontomäkki.

  Bei Lathaasen kurz vor Kontomäkki fährt der Erzzug weiter nach Oulu ...

So, nun hatten wir eigentlich genug vom Erzer. Ein ein Foto am See fehlt, sonst hatten wir alle Variationen mit Licht welche die sehr „abwechslungsreiche“ Gegend hier oben so möglich sind. Nun stand die längere Fahrt an, wir wollten noch eine weite Strecke zurück legen heute. Auf der Hauptstrasse ging es fix in Richtung Isalmi, an Kajaani vorbei. Durch den Hunger geplagt fanden wir am Ortsrand einen Imbiss. In der Hoffnung auf lecker Burger mit Pommes bekamen wir einen viiiel zu kleinen Burger mit ziemlich madigen Pommes, welche mit viiiel zu wenig Ketchup geliefert wurden. Für einen gefüllten Magen hat's gereicht. Nach einem kurzen Umweg über den Bahnhof waren wir auch flugs wieder auf der Autostrasse in Richtung Süden, an Kuopio vorbei nach Pieksämäki. Ziel war eigentlich Jyväskylä, doch doch zwischen Pieksämäki und Jyväskylä war kein Zeltplatz auf der Karte und im Campingplatzführer eingezeichnet. So zogen wir es vor nach Varkaus zu fahren, wo es angeblich einen geben soll. Die Zeit nötigte uns dazu, den aus Joensuu kommenden Regionalzug mitzunehmen. Nach ein wenig Sucherei fanden wir eine sehr nette Stelle an der Dieselstrecke. Laut Fahrplan hatte der Zug weder Behindertenabteil noch Schliessfach.. also erwarteten wir keinen dieser komischen Dieseltriebwagen sonder ein Lok bespannter Wagenzug. Doch als die Lichter am Schienenstrang auftauchten war alle Hoffnung vorbei. Eins dieser hässlichen, unansehnlichen und ekligen Dieselundingern zog an unseren Köpfen vorbei und wir ärgerten uns zünftig. Währe die Stelle doch zu Geil für eine Diesellok mit Wagenzug gewesen.

 

 

Bei Lathaasen kurz vor Kontomäkki fährt der Erzzug weiter nach Oulu ...   Bei Maveesi fährt Railcar 4401 als H786 von Johensuu nach Pieksämäki.

Ein wenig gekränkt fuhren wir nach Varkaus, wo wir am örtlichen Campingplatz eincheckten und unser Zelt errichteten. Laut Zeiteisen sollte der Zug nach Joensuu bald kommen und wir wollten versuchen den Triebwagen auf dem Damm in Varkaus Querzuschiessen. Naja, ein wenig klein geraten war die Brücke schon, sah sie doch auf der Landkarte um einiges grösser aus ;-). Doch für den Triebzug sollte sie reichen, und so gibt’s von dem Ding auch noch ein Querschoss bei ziemlich niedrigem Sonnenstand. Nach einem Milchshake bei Maces fuhren wir noch kurz zum Bahnhof, welcher ziemlich klein ausgefallen ist. Ganz im Gegenteil zum Busbahnhof, welcher zwischen 6 und 8 Uhr rund 9 Busse in alle Welt versprach. Die Bahn fährt um 9 Uhr mit dem ersten Zug , Super ;-).

Zurück beim Campingplatz schreiben wir nun Tagesbericht, begleitet vom schnaufen und sabbern der Nachbarshunde.. ähmm.. Nachbarskühe. Dort sind nämlich 2 Riesenköter, welche mir etwa auf Brusthöhe reichen, mit 2 klitzekleinen Heringen im Boden festgemacht und warten auf ihr Fressen. Wenn die nur warten können  *ojeoje*. Beruhigt, dass die Tiere wohl zuerst den dritten Hund, ein kleiner Bodenputzer, verspeisen würden als uns schliessen wir nun den Laptop und hoffen auf gut Wetter morgen ;-)

 

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Achja, bevor wir es vergessen. Heute war  Halbzeit unsere Reise. Zeit für ein kurzes Fazit:

 

Gefahrene Km:13150

Tage unterwegs: 56

Verbrauchte Liter sprit: 747.7

Durchschnittsverbrauch: 5.7

 

Dem Auto geht's auch nicht mehr sooo toll ;)

- Frontscheibe hat einen Sprung, der sich seit Dänemark da festsetzt.

- Das rechte Licht ist hinüber (kleine sache)

- Die vorderen Räder sind schon etwas abgefahren, brauchen evtl. neue und die Karre quietscht. Dazu kommt das die Karre wenn das Lenkrad in der gerade aus Stellung ist nach links fährt, er zieht nicht nach links aber das Lenkrad ist irgendwie .. falsch "drauf" ;) Ist uns heute aufgefallen .. war aber nicht immer so. Mal sehn was der Service sagt ... das Quietschen könnte aber damit zusammen hängen *bibber*.

 

Stützpunktbericht Varkhaus:

Varkhaus war eher eine Notlösung, es liegt an der Strecke von Pieksämäki nach Johensuu, wobei auf der Strecke kaum etwas läuft (wenige Personenzugpaare). Es ist aber der einzige Campingplatz welchen wir gesehen haben zwischen Yväskylä und Johensuu, somit auch der nächste an dem Eisenbahnknoten Pieksämäki dran. Und da in dessen nähe wollten wir übernachten. Das Dorf selber ist nicht schlecht, relativ gross beherbergt es alles was man zum Leben braucht, Einkaufcentren und einen MC-Donald's ;)

 

 
   
 

Hier findet ihr die Galerien von Daniel bzw. Nil (öffnet jeweils ein neues Fenster)

GALERIE DANIEL GALERIE NIL

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