Tag 89: Samstag, 18.08.2007, Zvolen   Zvolen,  0 km

 

   
 
   
  Tagesbericht:
 

Wie erhofft hingen heute Morgen beim Aufstehen einige Wolkenfetzen in den Bergen um uns herum und wir konnten guten Gewissens um 9:00 zum Bahnhof aufbrechen. Da wir gestern etwas langweile an den Stellen hatten, bleib uns genug Zeit um eine kleine Rundfahrt quer durch die Ostslowakei rauszuschreiben. Leit Kursbuch sollte es aufgehen, am morgen in Zvolen loszufahren und mit dem Schnellzug kurz gegen Mittag Kosice via Slowakisches Paradies zu erreichen. Nach dortigem 20minütigem Aufenthalt über die Tatra nach Vrutky um dann via Banska Bistrica wieder nach Zvolen zu kommen.

Wir präsentierten unseren Plan der Schalterdame welche gleich verstand und uns glücklicherweise Tickets für die gesamte Rund ausdrucken konnte. Wow, mächtig teuer ;-). Für die 235km durchs Paradies nach Kosice wollte Sie 316 Kronen, für den Rückweg über Vrutky 402. Wohlgemerkt dass wir keinerlei Vergünstigungen besassen, bezahlten wir knappe 40 Franken für 552km Zugfahrt 2. Klasse! Da zahlt man für die Strecke Zürich – Bern, welche rund 1/5 davon entspricht knapp das doppelte. Naja, ich weiss, ist ja auch nicht dasselbe, aber es wirkt schon mächtig günstig.

So bestiegen wir kurz nach 9:20 den Schnellzug aus Bratislava in Richtung Kosice. Dieser war gut gefüllt und wir ergatterten uns 2 Plätze in einem 8er Abteil gleich hinter der Lok. Nach kurzer Fahrt unter Strom erreichten wir rund eine halbe Stunde später Banska Bistrica, wo auf Diesel umgespannt wurde. Die Leute im Abteil verschwanden und wir blieben alleine zurück. Nicht lange hielt die Freude an, denn als im Gang eine 7 Köpfige Familie erschien ahnten wir böses. Genau in unser Abteil wollte diese rein. Toll, nicht dass wir etwas gegen Kinder hätten.. doch ein Baby und 2 Kleinkinder waren nicht gerade das Gelbe vom Ei für die lange Zugsfahrt.

Mit einer Brille an der Front ging es nun auf die Dieselstrecke in Richtung Brezno. Mit Karte und Stift in der Hand hielten wir Ausschau nach brauchbaren Stellen, doch diese waren sehr dünn gesäht in dieser Region. Alles verkrautet und verwachsen. Schade, war hier doch etwas mehr Verkehr anzutreffen als im hinteren Teil der Strecke. Unterdessen amüsierten wir uns über die Familie, welche sich mit Essen/Telefonieren und Schachspielen beschäftigte. Man spiele hierzulande mal mit einem 5-jährigen Schach… in der Slowakei funktioniert es anscheinend ;-). Die 7 Köpfe verliessen uns in Brezno und wurden durch eine junge Dame in unserem Alter ersetzt. Schon besser ;-). Diese machte jedoch nicht einen sehr gesprächigen Eindruck und verschwand gleich nach dem Zustieg hinter einem Ordner voll Matheformeln. Unsere Fahrt ging nun weiter durch den schöneren Teil der Strecke. Hinter Cervena Skala begann das Gebiet des „Slowakischen Paradieses“, welches den Namen wirklich verdiente. Grasbewachsene Hügel inmitten der Berge fuhren an unseren Fenstern vorbei und die Wendeschlaufe welche der Zug für den Höhenunterschied nehmen musste war das Tüpfchen auf dem i. Hier müssen wir hin!!. Gleich wenige Kilometer hinter der Kehrschlaufe verschwand die Bahn wieder im tiefen Wald und verschmolz mit der Hauptstrecke in Margecany. Da in der Slowakei anscheinend ziemlich strickte mit Diesel nur im Dieselabschnitt gefahren wurde, bekamen wir hier eine Lokomotive. Es handelte sich dabei um eine Tschechische 151er. Zu unserem Erstaunen nicht um eine normale, nein, es handelte sich dabei um die Post-Werbelok, welche schon länger in Tschechien rumfährt. Knapp 3/4 Stunden später erreichten wir nach einer Fahrt durch das enge Tal den Bahnhof von Kosice. Endstation des Schnellzuges 811 „Horehronec“. Die Komposition unseres Anschlusszuges nach Vrutky stand bereits auf Gleis 2 bereit und wir besetzten gleich ein Abteil für uns. Nil hatte unterdessen Sandwichs vom Bahnhofskiosk organisiert und unsere Fahrt begann pünktlich um 14:18. Diesmal hing eine slowakische 350er vorne dran und zog unseren langen Zug langsam die Tatra hinauf. Immer vorbei an wartenden Güterzüge, welche mit Doppelloks bespannt waren, erreichten wir bald den Bahnhof Poprad-Tatry. Vom Tatragebierte sahen wir leider nicht viel, da die Wolken und der Schleier tief im Tal hing. Schade!. Wenigstens einige Stellen für die kommenden Tage konnten ausgemacht werden. Etliche Güetzüge wurden gekreuzt oder überholt und dies am Samstag. Wie siehts den hier unter der Woche aus? Wir werdens sehen ;-). Kurz nach dem Scheitelpunkt in Strba geht die Tatrabahn allmählich bergab in Richtung Zilina. Kurz nach 5 Uhr mit rund 20 Minuten Verspätung erreichten wir den Bahnhof Vrutky. Hier sollte es gegen 18 Uhr mit einem Eilzug nach Banska weitergehen. Genug Zeit um eine wartende, schwarze 182er aufzunehmen. Wem diese gehörte blieb uns im Unklaren, da jegliche Bezeichnungen auf der Lok fehlten. Hoffentlich sehen wir diese die nächsten Tage noch, wirkte sie doch in ihrem Schwarz-Silbrigen Kleid ziemlich elegant (Anmerkung von 2008: Es war eine Lok für CTL in Polen …). Wieder mit einer Brille als Zuglok fuhren wir dann mit dem Zr1842 zuerst durch die Fläche bei Vrutky und über die Berge nach Banska Bistrica. Nett währe es hier ja, doch die brauchbaren Stellen liessen sich an einer Hand abzählen. Schade, ist hier doch Brillendominanz alltäglich. In Banska wechselten wir wiederrum in die morgige Zugskomposition, welche via Paradies wieder auf dem Rückweg nach Bratislava war. Wenige Zeit später kündigte eine Lautsprecherdurchsage auch schon wieder Zvolen an. Pünktlich auf unsere Ankunft setzten die ersten Regentropfen ein und begrüssten uns wieder „Zuhause“. Schnell zum Campingplatz zurückgelatscht mit einem kleine Umweg über die Stadt blieben wir grösstenteils trocken. Zeit für ein kurzes Resüme unserer heutigen Sichtungen. Das Paradies erwies sich wirklich als Paradiesisch, einzig der Zugsverkehr lässt zu wünschen übrig. Einzig das Zugspaar Bratislava – Kosice und zurück werden mit Brillen bespannt, sonst verkehrt nur ab und zu ein Büchse. Naja, trotzdem einen Tag hin da. Am besten Morgen =). Die Strecke über die Tatra eignet sich wohl um „abzuräumen“. Zugsverkehr ohne Ende in geiler Landschaft. Muss nur noch das Wetter mitspielen, den ohne Tatragebirge ist alles halb so schön. Poprad wird wohl nach dem Paradies unser nächstes Reiseziel sein. Von da aus lassen sich ebenfalls die gesichteten Stellen östlich und westlich erfahren. Nun noch zur Dieselstrecke von Vrutky nach Banska. Grundsätzlich nett, vor allem im nördlichen Teil nahe Vrutky liesse sich viel umsetzten. Der untere Teil in den Bergen ist zwar ein Augenschmaus um hindurchzufahren, doch Fotomöglichkeiten scheinen nicht viele vorhanden zu sein. Mal schauen, vielleicht ist uns ja nach der Tatra wieder nach Diesel zumute ;-).

Den ganzen Tag von Sandwichs ernährt hungerte es uns auch so langsam und wir verwöhnten unseren Magen im Campingplatzeigenen Restaurant. Nach einer anschliessenden Dusche geht’s auch bald schon früh ins Bett, da wir morgen Zeitig im Paradies sein wollen.

 

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