Wie erhofft hingen heute
Morgen beim Aufstehen einige Wolkenfetzen in den Bergen um uns herum und
wir konnten guten Gewissens um 9:00 zum Bahnhof aufbrechen. Da wir
gestern etwas langweile an den Stellen hatten, bleib uns genug Zeit um
eine kleine Rundfahrt quer durch die Ostslowakei rauszuschreiben. Leit
Kursbuch sollte es aufgehen, am morgen in Zvolen loszufahren und mit dem
Schnellzug kurz gegen Mittag Kosice via Slowakisches Paradies zu
erreichen. Nach dortigem 20minütigem Aufenthalt über die Tatra nach
Vrutky um dann via Banska Bistrica wieder nach Zvolen zu kommen.
Wir präsentierten unseren Plan
der Schalterdame welche gleich verstand und uns glücklicherweise Tickets
für die gesamte Rund ausdrucken konnte. Wow, mächtig teuer ;-). Für die
235km durchs Paradies nach Kosice wollte Sie 316 Kronen, für den Rückweg
über Vrutky 402. Wohlgemerkt dass wir keinerlei Vergünstigungen besassen,
bezahlten wir knappe 40 Franken für 552km Zugfahrt 2. Klasse! Da zahlt
man für die Strecke Zürich – Bern, welche rund 1/5 davon entspricht
knapp das doppelte. Naja, ich weiss, ist ja auch nicht dasselbe, aber es
wirkt schon mächtig günstig.
So bestiegen wir kurz nach
9:20 den Schnellzug aus Bratislava in Richtung Kosice. Dieser war gut
gefüllt und wir ergatterten uns 2 Plätze in einem 8er Abteil gleich
hinter der Lok. Nach kurzer Fahrt unter Strom erreichten wir rund eine
halbe Stunde später Banska Bistrica, wo auf Diesel umgespannt wurde. Die
Leute im Abteil verschwanden und wir blieben alleine zurück. Nicht lange
hielt die Freude an, denn als im Gang eine 7 Köpfige Familie erschien
ahnten wir böses. Genau in unser Abteil wollte diese rein. Toll, nicht
dass wir etwas gegen Kinder hätten.. doch ein Baby und 2 Kleinkinder
waren nicht gerade das Gelbe vom Ei für die lange Zugsfahrt.
Mit einer Brille an der Front
ging es nun auf die Dieselstrecke in Richtung Brezno. Mit Karte und
Stift in der Hand hielten wir Ausschau nach brauchbaren Stellen, doch
diese waren sehr dünn gesäht in dieser Region. Alles verkrautet und
verwachsen. Schade, war hier doch etwas mehr Verkehr anzutreffen als im
hinteren Teil der Strecke. Unterdessen amüsierten wir uns über die
Familie, welche sich mit Essen/Telefonieren und Schachspielen
beschäftigte. Man spiele hierzulande mal mit einem 5-jährigen Schach… in
der Slowakei funktioniert es anscheinend ;-). Die 7 Köpfe verliessen uns
in Brezno und wurden durch eine junge Dame in unserem Alter ersetzt.
Schon besser ;-). Diese machte jedoch nicht einen sehr gesprächigen
Eindruck und verschwand gleich nach dem Zustieg hinter einem Ordner voll
Matheformeln. Unsere Fahrt ging nun weiter durch den schöneren Teil der
Strecke. Hinter Cervena Skala begann das Gebiet des „Slowakischen
Paradieses“, welches den Namen wirklich verdiente. Grasbewachsene Hügel
inmitten der Berge fuhren an unseren Fenstern vorbei und die
Wendeschlaufe welche der Zug für den Höhenunterschied nehmen musste war
das Tüpfchen auf dem i. Hier müssen wir hin!!. Gleich wenige Kilometer
hinter der Kehrschlaufe verschwand die Bahn wieder im tiefen Wald und
verschmolz mit der Hauptstrecke in Margecany. Da in der Slowakei
anscheinend ziemlich strickte mit Diesel nur im Dieselabschnitt gefahren
wurde, bekamen wir hier eine Lokomotive. Es handelte sich dabei um eine
Tschechische 151er. Zu unserem Erstaunen nicht um eine normale, nein, es
handelte sich dabei um die Post-Werbelok, welche schon länger in
Tschechien rumfährt. Knapp 3/4 Stunden später erreichten wir nach einer
Fahrt durch das enge Tal den Bahnhof von Kosice. Endstation des
Schnellzuges 811 „Horehronec“. Die Komposition unseres Anschlusszuges
nach Vrutky stand bereits auf Gleis 2 bereit und wir besetzten gleich
ein Abteil für uns. Nil hatte unterdessen Sandwichs vom Bahnhofskiosk
organisiert und unsere Fahrt begann pünktlich um 14:18. Diesmal hing
eine slowakische 350er vorne dran und zog unseren langen Zug langsam die
Tatra hinauf. Immer vorbei an wartenden Güterzüge, welche mit Doppelloks
bespannt waren, erreichten wir bald den Bahnhof Poprad-Tatry. Vom
Tatragebierte sahen wir leider nicht viel, da die Wolken und der
Schleier tief im Tal hing. Schade!. Wenigstens einige Stellen für die
kommenden Tage konnten ausgemacht werden. Etliche Güetzüge wurden
gekreuzt oder überholt und dies am Samstag. Wie siehts den hier unter
der Woche aus? Wir werdens sehen ;-). Kurz nach dem Scheitelpunkt in
Strba geht die Tatrabahn allmählich bergab in Richtung Zilina. Kurz nach
5 Uhr mit rund 20 Minuten Verspätung erreichten wir den Bahnhof Vrutky.
Hier sollte es gegen 18 Uhr mit einem Eilzug nach Banska weitergehen.
Genug Zeit um eine wartende, schwarze 182er aufzunehmen. Wem diese
gehörte blieb uns im Unklaren, da jegliche Bezeichnungen auf der Lok
fehlten. Hoffentlich sehen wir diese die nächsten Tage noch, wirkte sie
doch in ihrem Schwarz-Silbrigen Kleid ziemlich elegant (Anmerkung von
2008: Es war eine Lok für CTL in Polen …). Wieder mit einer Brille als
Zuglok fuhren wir dann mit dem Zr1842 zuerst durch die Fläche bei Vrutky
und über die Berge nach Banska Bistrica. Nett währe es hier ja, doch die
brauchbaren Stellen liessen sich an einer Hand abzählen. Schade, ist
hier doch Brillendominanz alltäglich. In Banska wechselten wir wiederrum
in die morgige Zugskomposition, welche via Paradies wieder auf dem
Rückweg nach Bratislava war. Wenige Zeit später kündigte eine
Lautsprecherdurchsage auch schon wieder Zvolen an. Pünktlich auf unsere
Ankunft setzten die ersten Regentropfen ein und begrüssten uns wieder
„Zuhause“. Schnell zum Campingplatz zurückgelatscht mit einem kleine
Umweg über die Stadt blieben wir grösstenteils trocken. Zeit für ein
kurzes Resüme unserer heutigen Sichtungen. Das Paradies erwies sich
wirklich als Paradiesisch, einzig der Zugsverkehr lässt zu wünschen
übrig. Einzig das Zugspaar Bratislava – Kosice und zurück werden mit
Brillen bespannt, sonst verkehrt nur ab und zu ein Büchse. Naja,
trotzdem einen Tag hin da. Am besten Morgen =). Die Strecke über die
Tatra eignet sich wohl um „abzuräumen“. Zugsverkehr ohne Ende in geiler
Landschaft. Muss nur noch das Wetter mitspielen, den ohne Tatragebirge
ist alles halb so schön. Poprad wird wohl nach dem Paradies unser
nächstes Reiseziel sein. Von da aus lassen sich ebenfalls die
gesichteten Stellen östlich und westlich erfahren. Nun noch zur
Dieselstrecke von Vrutky nach Banska. Grundsätzlich nett, vor allem im
nördlichen Teil nahe Vrutky liesse sich viel umsetzten. Der untere Teil
in den Bergen ist zwar ein Augenschmaus um hindurchzufahren, doch
Fotomöglichkeiten scheinen nicht viele vorhanden zu sein. Mal schauen,
vielleicht ist uns ja nach der Tatra wieder nach Diesel zumute ;-).
Den ganzen Tag von Sandwichs
ernährt hungerte es uns auch so langsam und wir verwöhnten unseren Magen
im Campingplatzeigenen Restaurant. Nach einer anschliessenden Dusche
geht’s auch bald schon früh ins Bett, da wir morgen Zeitig im Paradies
sein wollen. |