Tag 14: Freitag, 20.03.2009, Rognan - Rognan, 144km

   

 
 
 

Zu einer unmenschlichen Zeit (viertel vor sechs) weckte uns Nils Natel, da wir eigentlich vor hatten, den Nachtzug um 7:00 auf dem Saltfjell abzulichten. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte uns aber, dass sich wettermässig seit gestern Abend nichts geändert hatte: Es war nach wie vor knapp über dem Gefrierpunkt und regnete. Zusammen mit unserer allgemeinen Abneigung, zu dieser Zeit aufzustehen, führte das dazu, dass wir liegen blieben um erst auf den ersten Talent, der hier so was ähnliches wie Nahverkehr fährt, oben zu sein. So blieben wir erst mal weitere zwei Stunden liegen.
Zum zweiten mal wurden wir geweckt und diesmal mussten wir wirklich los, um den Regio nicht zu verpassen (von mir aus hätten wir den ekligen Talent ruhig sausen lassen können, aber Nil sieht das bisschen anders :) ). Es standen uns 40 km bis zum Saltfjell bevor. Anfangs regnete es tüchtig weiter, was zusammen mit dem Frost vergangener Tage dazu führte, dass sich auf Feldern und Strassen Seen bildeten, weil das Wasser nicht abfliessen konnte. Erst nachdem die Strasse und Bahnlinie schon deutlich angestiegen waren wechselte der Niederschlag zu Schnee und die Sichtverhältnisse wurden immer prekärer, bisweilen kaum mehr 50 Meter, nicht zuletzt auch wegen starkem Wind. Auf dem Saltfjell angekommen war es auch schon Zeit für den Regio, daher suchten wir uns eine Stelle wo die Strecke neben der Strasse verläuft und versuchten, in dichtem Schneetreiben etwas vernünftiges auf die Reihe zu bekommen.

Kaum war dieser durch wechselten wir unsere Position, und zwar ziemlich genau auf den Polarkreis, in der Nähe der Touristen-Abzock-Bude an der Hauptstrasse, die jedoch geschlossen war, vermutlich aufgrund des Mangels an Holländern mit Wohnmobilen zu dieser Jahreszeit. Die Einfahrt dieses Lokals diente als Parkplatz. Wir montierten also die Schneeschuhe an die Füsse und packten uns so warm ein wie es ging, den der Wind ging sehr stark und das Audiauti meinte es sei -15°C. Bald schon rauschte der Talent in der Gegenrichtung an, und warf mit viel Schnee um sich, der sich auf den Geleisen gesammelt hatte; ein ziemliches Spektakel beim Zusehen, auf dem Foto leider nicht so gut zu sehen.

 

Talent auf dem Weg nach Bodö auf dem Saltfjell im dichten Schneetreiben

  Talent auf dem Weg nach Mo i Rana auf dem Saltfjell im dichten Schneetreiben
 

Wir gingen ein bisschen weiter zur oberen der beiden Steinpyramiden, die den Polarkreis für Eisenbahnreisende markieren, da wir dort einigermassen windgeschützt stehen konnten, was das Warten deutlich angenehmer machte. Langsam wurde das Wetter auch etwas heller, es hörte auf zu schneien, die Sicht wurde dadurch deutlich besser. Wir hegten leise Hoffnungen auf etwas Sonnenschein später am Tag.
Als nächstes war der Güterzug von Fauske her an der Reihe, aber stattdessen kam anderthalb Stunden später ein kleines unscheinbares Etwas von Mo i Rana her bergauf gefahren, das sich bald als Dienstfahrzeug mit Weichenbürste (sowas haben wir schon auf der Erzbahn angetroffen) und Pflug zur Befreiung des Schienenprofils von Schnee entpuppte, was uns etwas störte, da wir es lieber gesehen hätte wenn die nächste Lok den Schnee aus den Schienen befördert hätte.

Eine Stunde später kam dann der Güterzug bergab gerollt, wobei sich Nil gleich darüber aufregte, dass statt einer Class 66 zwei Di8-Hobel kamen. Der Zug war allerdings schön lang und gut mit Containern beladen, was zusammen mit den nun tauglichen Sichtverhältnissen abgesehen vom fehlenden Sonnenschein ein taugliches Bild ergab. Anm. von Nil: Eigentlich nicht schlecht, sind ja eignetlich seltener wie die Claas, und heben sich dafür sogar besser von der Landschaft ab!

 

 

Ein Baudienstfahrzeug beseitigt die Spuren des Schneesturms

  Güterzug mit zwei Di8 am Polarkreis auf dem Weg nach Süden
 

Ich hatte inzwischen etwas Hunger, da wir kein Morgenessen hatten, und lief zurück zum Auto, um etwas zum Knabbern zu holen. Aufgrund der fehlenden Bezugspunkte im Schnee schien die andere Talseite mit der Strasse witzigerweise relativ nah, aber mit Schneeschuhen dauerte das Ganze dann doch eine halbe Stunde.
Bei unserem Auto hielt inzwischen ein LKW mit Schneepflug, und wir fragten uns, was der wohl vor hat. Unsere Spekulationen reichten von „der will dort Schnee räumen und unser Auto steht im Weg“ zu „der glaubt, dass den Insassen was passiert ist und ruft gleich die Polizei“. Nach einer Viertelstunde war er allerdings wieder weg, ohne dass die Polizei aufgetaucht wäre. Der Abschleppwagen, der kurz darauf kam, fuhr zum Glück vorbei :)
Noch eine Stunde später war es Zeit für den Güterzug in Gegenrichtung, der pünklich angebrummt kam, diesmal mit einer Class 66 von CargoNet vorgespannt. Aufgrund der wiederum erstaunlich grossen Anzahl Containern und der starken Steigung war er allerdings ziemlich langsam, was mir auch noch ein Tele-Bild inkl. Objektivwechsel ermöglichte :).Am hinteren Ende der geraden begann die Claas dann zu hornen, wir wagten uns vor der Pyramide hervor uns sahen das Freiwild auf der Strecke zu Gange war .. hier in dieser unwirklichen Gegend im Winter.

40 Minuten später kam dann der Personenzug von Bodø bergab, bespannt mit der üblichen Di4. Nil hatte sich inzwischen einen Hügel etwas weiter unten auf der anderen Seite der Strecke gesucht, während ich bei der Polarkreis-Pyramide blieb. Die Sichtverhältnisse waren nach wie vor einigermassen gut, von Sonnenschein allerdings weit und breit keine Spur.

 

Di9 04 mit einem Güterzug nach Norden am Polarkreis auf dem Saltfjell

  Di4 655 mit dem Tagzug nach Trondheim auf dem Saltjell beim Polarkreis
 

Nun hatten wir wieder eine Stunde zeit, bis der nächste fotografierbare Zug, diesmal ein Personenzug bergwärts von Mo i Rana her, auftauchen sollte. Um ein bisschen Abwechslung in die Fotostellen zu bringen stellten wir uns so auf, wie man bei Sonnenschein nicht stehen kann, nämlich etwas weiter oben auf der Aussenseite der Kurve, was wiederum ein taugliches Bild mit Di4 ergab.

 

 

Di 651 mit dem Tagzug von Trondheim nach Bodö beim Polarkreis

  Dunkle Wolken hängen über dem Nördlichen Ende des Saltfjells
 

Danach war erst mal nichts mehr zu wollen, der nächste Zug wäre irgendwann um 19:00 im dunkeln gefahren. Nil hatte aber noch die Hoffnung, dass ein CargoLink-Autozug auftauchen würde, so blieben wir noch etwas an Ort, allerdings ohne Glück. So machten wir uns auf zurück zum Auto, das inzwischen deutlich über einen Kilometer weit weg war.
Auf dem Rückweg waren die Strassenverhältnisse unten im Tal deutlich besser, quasi alles Eis war weggetaut und das Wasser abgeflossen, so dass wir bald zurück in der Hütte beim Campingplatz waren. Anschliessend suchten wir im Ort wieder nach offenen WLANs, um OpenTTD für Nil nochmals runter zu laden, sowie eine Computermaus für Nils Eee PC, welche allerdings in diesem Kaff zu dieser Zeit nicht mehr aufzutreiben war. Nach einem kurzen Einkauf gings anschliessend zurück zur Hütte.

Zu Essen gab es heute, aufgrund mangelnder Alternative, selbstgemachte Pölser! *majm*

 

 
   
 

Alle Texte und Bilder sind (C) bei www.bahnpics.com  - Erstellt für eine Bildschirmauflösung von 1024*786 Pixel