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Die Welt war noch in Ordnung als
wir um kurz vor 7 Uhr in unserem Haus 11D von meinem Handy geweckt
wurden. Draussen war es zwar immer noch so schlecht wie die letzten
Tage, aber 200km im Landesinnern konnte das schon wieder ganz anders
aussehen.
Also beschlossen wir, im Gegensatz zu gestern, den Tag so durchzuziehen
wie geplant, erstes Ziel war somit die Finnisch – Russische Grenze bei
Vartius. Um etwa halb 8 kamen wir raus, das Navi meinte 3.5h für die
Strecke, was eine Ankunft um etwa 11 bedeutete. Prima, denn um 11:15
würde ein Erzzug in Vartius von Oulu her ankommen und einer müsste
Vartius kurz darauf wieder verlassen. Also egal welche Leistung das
läuft, wir würden sie erwischen.
Beim ersten mal Gas geben nach der Reinigung der Räder erwarteten wir
gespannt... 60, 70, 80, 90... ruckeln? NEIN.. Sehr gut! War es also doch
nur der Schnee, der die gefühlte Unwucht ausgelöst hat.
Wir kamen gut voran und bewegten uns gegen den Verkehrsstrom aus Oulu
raus, Muhos, Utajärvi und immer weiter ging es durch die tief
verschneiten und vom Gewölk verdunkelten Landschaften. Während es
draussen immer kälter wurde und wir immer wieder durch verschieden
dunkle Gebiete fuhren merkte ich beim Versuch die Hupe zu betätigen,
dass diese nicht funktioniert! David hat die Hupe getötet! Der Schuft ;)
Wir passierten Paltamo, ein Ort, wo ich vor zwei Jahren die
schrecklichste Pizza meines Lebens gegessen habe, und just als wir die
Bahnlinie sahen kam eine Dv12 mit einem kurzen leeren Holzzug daher. Wir
wendeten und erlegten den Zug im Bahnhof, wo die Lok die Wagen
abgestellt hatte. |
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Dv12 2517
mit einem kurzen Holzzug im Bahnhof von Paltamo |
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Dv12 2517 rangiert im
Bahnhof von Paltamo |
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Weiter ging es in Richtung Russland, wir waren gut in
der Zeit und kamen auf den vereisten Strassen zügig voran. Während auf
der Hauptstrasse nach Kajaani eigentlich alles geräumt wurde gab man
sich auf der Strasse nach Vartius nicht sonderlich viel Mühe, an vielen
stellen war die Strasse noch komplett von Eis bedeckt – nicht Schnee,
sondern Eis. Ohne Spikes hätte ich da nicht fahren wollen, mit kommt man
aber auch mit >80km/h gut voran, auch wenn man teilweise etwas
ausserhalb seiner Spur fährt um mit zwei Rädern auf dem Asphalt zu
bleiben. Dank sehr sehr wenig Verkehr und keinem einzigen Dorf innerhalb
von 100km war das aber kein Problem.
Unterwegs schauten wir uns noch die ein oder andere Stelle an, nur zum
sicherzugehen, dass wir bei der anschliessend geplanten Verfolgung des
Erzzuges keine Stelle anfahren würden welche nicht mehr geht.
Kurz vor Vartius kam sie dann, die Sonne, wie vorhergesagt, es tat auf,
aus einigen blauen Fetzen wurde eine strahlend blauer Himmel, ein Traum,
perfekt für einen Erzzug!
Vartius erreichten wir um kurz nach 11, und man sah schon beim
heranfahren, dass der Bahnhof leer war, kein Zug war da, nicht mal
abgestellte Wagen. Ob das etwas gutes oder schlechtes bedeutet war nicht
so klar, aber um weitere Informationen zu erhalten müsste Personal da
sein, so wusste ich es noch vom Sommer. Als wir dann aber beim Stellwerk
durch die Scheiben guckten war niemand da, alle Displays waren dunkel
und auch sonst war nichts los. Nur eine Lüftung dröhnte, ansonsten war
totenstille, wenn nicht gerade ein Auto oder LKW gen Russland brauste.
Hmm..., dass das nichts Gutes bedeutet war uns beiden nun klar.
Wie wir so beim Auto standen und etwas ratlos mit den
Schultern zuckten fuhr ein Auto ran mit zwei Bahnangestellten drin,
diese schnappten wir uns und fragten mal, ob den heute kein Zug mehr
kommt. Die Antwort wollten wir so eigentlich nicht hören: Nächster Zug
auf der Strecke fährt erst am Freitag. WAS! Zur Erinnerung, es ist
Mittwoch. Öhm, sehr suboptimal.
Das habe ich aber auch noch nicht erlebt, eine
Strecke in der über zwei Tage kein Zug fährt, schlimmer noch, wenn man
es weiss ;) Da Erinnere ich mich nur an die Breitspur in Polen zurück,
wo ich mit Daniel mal 12h stand ohne das ein Zug kam, aber da wussten
wir es wenigstens nicht im vornherein ;)
Wir glaubten das erstmal und verdufteten, schauten
auf der Rückfahrt gelegentlich an einer Stelle vorbei, einfach so, ohne
Grund, weil die Stimmung war etwas weit unten. Da war es endlich mal
gutes Wetter, und genau dann wenn alles passt, fahren die Züge nicht.
Wir stellten uns dann am einzige Ausweichbahnhof von
Härmänkylä (dem einzigen auf der 100km langen Strecke) auf die
Güterrampe und warteten. Nicht, dass wir den Bahnmitarbeitern nicht
geglaubt hätten, aber man weiss ja nie. Die Aussichtslosigkeit der
Aktion war uns als wir uns stellten noch nicht bewusst ;)
Nach 2h in der Sonne auf der Güterrampe war es uns
dann zu dumm und wir fuhren für zwei P-Züge an die Strecke von Oulu nach
Kajaani zurück, um heute immerhin noch etwas zu reissen
Das Wetter sah nicht mehr gut aus, je weiter wir
zurück fuhren. Denn das blaue Loch war noch nicht so weit gen Westen
vorgedrungen, so das wir alsbald wieder im Schatten sassen.
Wobei sich das Loch
auf uns zu bewegte, so das man mit etwas Geduld doch noch auf die Sonne
hoffen konnte.
Erster Anlaufpunkt war der Bahnhof von Kontiomäki, ein Bahnknoten etwas
nördlich von Kajaani. Eine Dv12 war mit Rangierarbeiten beschäftigt,
eine Sr1 stand unfotogen herum, ansonsten war nicht viel los, trotzdem
gab es noch das eine oder andere Bild als sich die Sonne hinter den
Wolken hervor traute. |
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Betriebsruhe im Bahnhof von Härmänkylä |
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Dv12 2509 am Rangieren im
Bahnhof von Kontiomäki |
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Etwas mühsam muss es schon sein, das Rangieren mit
Finnischen und Russischen Wagen. Weil die Finnen sowohl Wagen mit AK als
auch mit Schraubenkupplung haben, ist mir das so noch gar nie
aufgefallen.
Die Wagen sind immer zu Gruppen formiert, dazwischen
arbeitet man mit zu Adapterwagen missbrauchten Flachwagen. Der Zug
bestand so am Ende des Rangiermanövers aus Wagen mit AK Kupplung,
Adapterwagen, einer Wagengruppe mit Schraubenkupplung, nochmals einem
Adapterwagen und nochmal ein paar AK Wagen. Grandios! Geht irgendwo in
die Richtung ABM? Wobei mehr erstaunt, warum hat man so viele Wagen mit
Schraubenkupplung im Einsatz? Es waren meist Wagen die ganz klar vom
Lichtraumprofil her für die Breitspur gebaut sind und kaum das Land
verlassen.
Etwas mühsam muss es schon sein, das Rangieren mit
Finnischen und Russischen Wagen, weil die Finnen sowohl Wagen mit AK als
auch mit Schraubenkupplung haben, ist mir so noch gar nie aufgefallen.
Die Wagen sind immer zu Gruppen formiert, dazwischen arbeitet man mit zu
Adapterwagen missbrauchten Flachwagen. Der Zug bestand so am Ende des
Rangiermanövers aus Wagen mit AK Kupplung, Adapterwagen, einer
Wagengruppe mit Schraubenkupplung, nochmals einem Adapterwagen und
nochmal ein paar AK Wagen. Grandios!
Der erste P-Zug sollte aus Oulu kommen, gen Kajaani sogar richtig im
Licht, also fuhren wir mal in diese Richtung. Auf der Karte hatte es
sogar noch ein paar Kringel von vor 2 Jahren, welche wir gemacht hatten;
in Natura gesehen hatten wir die Strecke bis dato aber nicht. Der
Abstecher nach Kajaani hat sich aber nicht gelohnt, nur Wald da, sehr
unfotogen!
Das Studieren des Fahrplans von Oulu nach Kontiomäkki brachte dann einen
Konflikt zu Tage, nach der Einfahrt des P-Zug von Oulu sollte ein
Güterzug Kontiomäkki verlassen, was etwas suboptimal war, da die
Fahrzeiten der Züge keine wirkliche Verfolgung zuliessen.
Wieder am Bahnhof zurück erledigte sich dieses Problem aber von selber,
da kein Güterzug nach Oulu bereit stand, die Sr1 war aber weg und die
Wagen auch, vermutlich hatte sich der Zug vorzeitig auf den Weg gemacht
– Mist! Wir schossen dann den P-Zug so gut es ging im Bahnhof... |
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Sr1 3003
mit einem P-Zug von Oulu nach Kajaani in Kontiomäki |
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Sr1 3070 mit einem P-Zug von
Kuovala nach Oulu bei Paltamo im letzten Licht. |
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… und machten uns dannach auf den Weg nach Mehlahti,
eine Stelle für den P-Zug nach Oulu beziehen welcher um halb 5 auf dem
Programm stand.
Mit exakt dem gleichen „verfahrer“ wie vor zwei
Jahren fanden wir die Stelle dann nach etwa 1km Fussmarsch auf einem zum
Glück geräumten Weg und setzten uns ins Gras, ähh .. in den Schnee.
Die Zeit zum Zug verging ohne weitere Überasschungen
und sogar die Sonne hielt sich, obwohl sie so tief stand, dass das Ende
des blauen Loches wieder bedrohlich nah kam.
Wie wir da so stehen kommt der Zug, ich machte meine
Fotos und hörte anschliessend nur David fluchen, was den los sei?
Irgendwie ist seine Kamera abgestürzt oder so, auf jeden Fall wollte Sie
bis zum kompletten verlust des Stroms (Akku entfernen) kein Foto
schiessen, obwohl sonst alle Funktionen zu funktionieren schienen.
Merkwürdig, und gemein, dass erste richtige Bild vom Urlaub (was
eigentlich schon ein Armutszeugnis ist – HILFE) dank Technischer
Probleme verdaddelt.
Zurück bis Oulu fuhr dann David, während ich mir
nebenan ein kleines Nickerchen gönnte.
Es bot sich an, dass wir in Oulu noch kurz die Brücke
vor dem BW überfuhren um zu schauen was geht .. und irgendwie war keine
Sr2 Dreifachtraktion da .. wie jetzt? ACH, alles murks.
Zum Frustmampf besuchten wir anschliessend eine
Gaststätte zum goldenen M ...
Am Campingplatz Eingang cancelten wir noch unsere
Reservation für die letzte geplante Nacht, da wir bereits morgen hier
abdüsen nach Norden, Kolari (was auf Finnisch übrigens „Unfall“
bedeutet, hoffen wir, dass es nicht ein schlechtes Omen bedeutet) soll
es werden.
Zurück in 11D machten wir noch unser Fleisch welches
unbedingt gemacht werden musste und versuchten noch unsere Hupe zu
reparieren, was nicht gelang. Auch Onkel Gugel konnte nicht
weiterhelfen, ob wir die Hupe verloren haben? ;)
Um kurz vor 12 jetzt sind wir müde und enttäuscht zu
Bett gegangen, ach, es hätte so schön sein können und alles hätte
gepasst, blöde Wirtschaftskrise! |
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