Tag 8: Samstag, 14.03.2009, Abisko - Abisko, 111km

 

 
 
 

Text von David:

Nils Natel erschrak mich am morgen früh um 7 Uhr. Wie üblich ignorierten wir es. Nil versuchte sogar, es auf den Boden zu werfen um weiterschlafen zu können, ohne Erfolg. Erst gegen halb acht standen wir auf und gingen zum Morgenessen, zum Glück nicht früher, denn vorher hätts noch nichts gegeben.
Im Essaal freuten wir uns erst mal über das Wetter, denn über Abisko sah es aus, als würde es ziemlich gut; über dem Torneträsk war es allerdings noch ziemlich verhangen. Wir schnappten uns etwas zu trinken und knabbern und machten bald Bekanntschaft mit einer Gruppe Schweizer, die neben uns Platz nahmen und ganz verstohlen flüsterten „das tönt doch au nach Schwiizerdütsch“...
Beim Essen holen fiel unser Blick auch auf die Strecke, wo gerade ein mit Dm3 bespannter Erzzug vorbei fuhr; ein gutes Zeichen, mussten wir doch vor kurzem noch darum bangen, dass hier überhaupt Dm3 fahren.
Nach dem Essen gings raus, wobei wir feststellten, dass sich das Wetter nicht so positiv entwickelt wie erhofft; es hatte zwar grössere Aufhellungen, aber auch immer mal wieder dichte Nebelschwaden. So fuhren wir erst mal in Richtung Kiruna, aber die langen Nebelbänke machten unsere Hoffnungen bald zunichte, so dass wir umkehrten um es im höchstgelegenen Abschnitt der Stecke zu probieren. In Vassijaure sah es aus, als käme die Sonne bald durch den Nebel, und da bald zwei Erzzüge kommen sollten blieben wir vorerst dort. Als Zeitvertreib versuchten wir Basistunnel durch aufgeschüttete Schneehaufen neben den Gleisen zu graben (ink. Porta Alpina), scheiterten aber an vereisten Schneeklumpen.
Der erste Zug kam eher unerwartet aus Kiruna, kündigte sich aber schon früh genug an, so dass wir die Seite wechseln und ein ziemlich nebliges Bild einer Dm3 neben dem Stationsgebäude machen konnten.

 

Dm3 1220 mit einem vollen Erzzug nach Navrik in Vassijaure

  Dm3 1220 mit einem vollen Erzzug nach Navrik in Vassijaure
 

Ein paar Basistunnel-Zentimeter später kam der Gegenzug, immerhin leicht von der durchschimmernden Sonne angestrahlt, gezogen von einer IORE.

Das Wetter war allerdings nach wie vor nicht wie wir es uns wünschten und so zogen wir weiter ins Björnfjell. Das Wetter war dort zwar besser, aber teilweise noch immer Nebelverhangen und mit Wind bei -11°. Die Fotostelle war allerdings über drei Kilometer von der Strasse entfernt, aber wir hatten auch eine Stunde Zeit bis der Nachtzug nach Kiruna kommen sollte. Da es in dieser Gegend prinzipiell keine geräumten Strassen abseits der E10 zu geben schien, stellten wir das Auto auf einem nahen Parkplatz ab, packten Schneeschuhe, Kameratasche und warme Kleider ein und machten uns auf den Weg den Schneemobil- und Langlaufski-Spuren entlang. Dabei witzelten wir, dass es irgendwo einen Punkt geben müsse, an dem man ohne Schneeschuhe bis zur Hüfte einsinkt und diese dann doch montieren muss; genau dies geschah Nil dann auch nach der Überquerung der Bahnstrecke, die in diesem Bereich in einer Schutzgalerie verläuft. Da wir aber inzwischen zuviel Zeit gebraucht hatten, reichte es nicht mehr zur gewünschten Stelle nach den beiden Brücken von Sösterbekk und wir fotografierten den Nachtzug am anderen Ende der Kurve nach der Galerie.

 

 

IORE 103 mit einem leeren Erzzug in der leichten Sonne in Vassijaure

  Rc6 1327 mit dem SJ Nachtzug aus Stockholm bei Sösterbekk
 

Danach gingen wir weiter, mässig zielstrebig (= etwa drei mal soviel Weg zurück gelegt wie effektiv benötigt) zum gewünschten Hügel auf der anderen Talseite. Die beiden Brücken langen anfangs noch einigermassen in der Sonne, während sich dahinter bereits die Nebelwand auftürmte. Doch nicht nur das, die Sonne kam auch langsam von Wolken in Bedrängnis, und so war es als der erste Erzzug aus Kiruna kam, bespannt wieder mit IORE, auch nur noch knapp hell genug für ein gescheites Bild.

Um den nächsten Erzzug, von Narvik her kommend, zu fotografieren, positionierten wir uns auf der anderen Seite des kleinen Plateaus, in der Nähe der unteren Brücke. Der Zug, bespannt mit Dm3, kam auch bald mit einer riesigen Schneestaubwolke im Schlepp.

 

IORE mit einem Erzzug nach Narvik im Norwegischen Sösterbekk

  Dm3 mit einem leeren Erzzug in der letzten Steigung vor Sösterbekk
 

Der nächste Zug sollte ein Personenzug aus Narvik sein, den wir seitwärts fotografieren wollten. Dafür mussten wir zurück auf die andere Talseite und hinter das alte Trasse, etwas auf die Hügel hinauf. Dort erwartete uns zum ersten mal richtig eisiger Wind, der uns nach einer halben Stunde herum stehen auch spüren liess, dass es bei der Bekleidung noch ein gewisses Optimierungspotential gibt.
Während wir warteten, fuhr ein Schneemobil zu einer nahegelegenen Hütte hoch, und wie wir schon fast erwartet hatten kam der Fahrer zu uns um herauszufinden, was wir denn vor hätten. Dabei stellte sich heraus, dass er als Lokführer für CargoNet auf der Strecke Kiruna – Narvik arbeitet, quasi als Freizeitbeschäftigung mit dem Schneemobil diverse Dinge an abgelegene Hütten liefert, in diesem Fall Brennholz, und wir konnten etwas fachsimpeln. So fanden wir heraus, dass der Ausbau der ganzen Strecke für höhere Achslasten inzwischen abgeschlossen ist, dass unser Fahrplan schon den abgespeckten Verkehr berücksichtigt (normalerweise sind hier im Winter quasi stündlich Erzzüge unterwegs, laut unserem Fahrplan etwa zweistündlich), dass die Dm3 vermutlich eher später als früher ausser Dienst gestellt werden, da sie offenbar momentan in Kiruna umfangreich revidiert werden, und dass eventuell eine Sonderfahrt mit dem Ofotbahnen-Bm68 stattfindet („eventuell“ deshalb, weil er als Lokführer angefragt wurde aber absagen musste, und sich nicht sicher war, ob noch ein Lokführer gefunden werden konnte...).
Inzwischen wurde aber das Wetter immer schlechter, und von unserer seitwärts-Stelle aus war schon bald kaum die Strecke mehr auszumachen. So verschoben wir uns noch bevor der Personenzug kam über das alte Trasse zur nahegelegenen Haltestelle, von welcher aus man auf die beiden Brücken sieht. Ein paar Minuten später hatten wir dann ein ziemlich dunkles Bild dieses Zuges und wärmten uns kurz im Bahnhofsgebäude auf. Bevor wir gingen wollte allerdings Nil noch den Ofotbahnen-Zug abwarten, der sich auch bald mit Gehupe ankündigte, aber erst nach langer friererei auch wirklich erschien, ebenfalls im Nebel.

 

Sr6 mit dem SJ Nachtzug nach Stockholm in Sösterbekk

  Bm68 323 der Ofotbane auf Sonderfahrt nach Björnfjell bei Sösterbekk
 

Nun hatten wir aber wirklich genug von der Kälte und dem uns schlecht gesinnten Wetter, und liefen wieder drei Kilometer zurück zum Auto. Nil wollte allerdings den Bm68 nochmals am Bahnhof Björnfjell fotografieren, doch auch dieser Ort war nicht per Auto erreichbar. So versuchten wir es zu Fuss, was sich allerdings mangels Orientierungsmöglichkeiten in der dunklen dämmerung  nach einem knappen Kilometer als hoffnungslos heraus stellte. Wir konnten uns nur mit mühe auf den Spuren halten.

So fuhren wir bald zurück nach Abisko, um im Supermarkt eine neue Zahnbürste für Nil zu kaufen und uns im nahegelegenen Restaurant zu verpflegen. Zurück in der Tourist Station gabs noch eine kleine Internet-Session und dann wars auch schon wieder Zeit ins Bett zu gehen.

 

 
   
 

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